Um sich über die aktuelle Suchtsituation in Gießen zu informieren, hat der Stadtverband der Jungen Union Gießen kürzlich Herrn Dr. Bernd Hündersen, Leiter des Suchthilfezentrums Gießen, eingeladen.

„Sieben bis acht Millionen Menschen in Deutschland haben Erfahrung mit Cannabis“, leitet Dr. Bernd Hündersen vom Suchthilfezentrum Gießen seinen Vortrag zum nichtme-dizinischen Gebrauch von Rauschmitteln mit dem Schwerpunkt Cannabis im Konrad-Adenauer-Haus ein. Zwar könne keine körperliche Abhängigkeit beobachtet werden, doch seien selten sogar Todesfälle durch Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem möglich. Auch könne der dauerhaft hochdosierte Konsum zu kognitiven und motorischen Störungen, wie auch zu einer verzögerten Reaktionszeit führen. „Im Vergleich zu Tabakrauchern ist das Risiko einen Lungenkrebs zu entwickeln bei Inhalation von Cannabis deutlich gestei-gert“, führt der Soziologe an. Durch die psychoaktive Wirkung der Substanz wiederum sei das Psychoserisiko erhöht. Nichtsdestotrotz hält Dr. Hündersen ein generelles Cannabis-Verbot – u.a. durch die Schwarzmarktbildung – nicht für sinnvoll. Stattdessen erläutert er, dass eine „Freigabe von Cannabis dann sinnvoll [ist], wenn es in Tablettenform kon-trolliert und niedrig dosiert ausgegeben wird. Somit sind Psychose- und Lungenkrebsrisi-ko klein gehalten.“ Die Strafmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte hätten nur eine beschränkte Wirkung gezeigt. Von der Politik erwarte Dr. Hündersen auch eine Sensibili-sierung für die immer häufiger und verstärkt aufkommenden Verhaltenssüchte. „Wir brauchen Diskussionsforen für den Zeitgeist der Selbstoptimierung. Der extreme Lei-densdruck, unter den immer mehr Menschen geraten, sollte mehr in den gesellschaftli-che Fokus rücken“, fordert der Soziologe.

Nach einer regen Diskussion mit den Mitgliedern des Stadtverbandes der Jungen Union Gießen zu Cannabis, weiteren Drogen und der Arbeit des Suchthilfezentrums, in dem ak-tuell rund 1700 Betroffene und Angehörige betreut werden, bedankte sich die Stadtver-bandsvorsitzende Felicitas Beuschel herzlich für den spannenden Vortrag, die Antworten auf viele Fragen und die wichtige Arbeit, die Herr Dr. Hündersen und seine Mitarbeiter im Suchthilfezentrum Gießen tagtäglich leisten.

« JU Stadtverband Gießen besucht Gießen 46ers Spiel JU Stadtverband Gießen bereitet sich mit Rhetorik-Seminar auf den Bundestagswahlkampf vor »

Jetzt teilen: